Mittwoch, 29. Januar 2014

Selbstlegitimation


Der preußische Staatsangehörige Nikolaus Schneider sagt hier: "Ich bin ich". Wenige Wochen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erhalten die Bewohner Quierschieds eine Art Personalausweis zu ihrer Legitimierung, der von dem Bürgermeister und den französischen Besatzungsbehörden unterschrieben ist. Nikolaus Schneider war zu dieser Zeit, ab 1903, der Beigeordnete. Der bisherige Bürgermeister Dr. Max Schlössin schied Ende Oktober 1918 aus dem Amt (er war später lange Jahre, von 1926 bis 1944, Bürgermeister in Voerde am Niederrhein, wo er 1956 starb). Quierschied, nun ohne eigenen Bürgermeister, wurde ab November 1918 für kurze Zeit, bis März 1919, von dem Friedrichsthaler Bürgermeister Ernst Hermann Ballke nebenamtlich mitversorgt, der sich allerdings rar zu machen schien. Es blieb also dem Beigeordneten Schneider nichts anderes übrig, als sich auf seinem Ausweis in Vertretung selbst zu legitimieren.

Sonntag, 26. Januar 2014

Entlassungs-Zeugnis 1865

Mit insgesamt guten Leistungen erhielt die 1851 geborene Katharina Bost vierzehn Jahre später, im März 1865, nach einer Prüfung ihr Schulentlassungszeugnis in der Erwartung, dass sie "...stets bemüht sein werde, durch gutes Betragen der Schule zur Ehre, den Angehörigen zur Freude, der Kirche und dem Staate zu einem treuen und nützlichen Mitglied zu gereichen". Was man von ihr heute noch weiß, hat sie sich daran gehalten.
Katharina Bost ging in die Klasse des Lehrers Leopold Regneri, der das Zeugnis auch mit unterschrieb. Er stammte aus Holz, kam im April 1849 als Lehrer nach Quierschied, wo er bis zu seinem frühen Tod 1874, zunächst als einzige Lehrkraft,  mit einem sehr mickrigen Gehalt der Gemeinde tätig war. Es muss ein sehr gestresster Mann gewesen sein, hatte er doch alleine zwei gemischte Klassen mit insgesamt 180 Schulkindern im Halbtagsunterricht  und dazu sieben eigene Kinder zu versorgen. Erst als im Jahr 1859 ein neues größeres Schulgebäude gebaut wurde (die spätere Berufsschule gegenüber der Kirche), das zudem bis 1866 wegen einer noch fehlenden Kirche als "Kapelle" und bis 1871 als provisorisches Pfarrhaus dienen musste, war es möglich, einen zweiten Lehrer, Johann Spoo, zur Entlastung Regneris einzustellen.
Eine weitere Unterschrift auf dem Zeugnis stammt von dem Schulinspektor Matthias Oesterling, der seit 1855 Pfarrer in Heusweiler und seit 1862 zudem Pfarrvikar in Quierschied, später, ab 1863 Pfarrvikar in Dudweiler und ab 1888 auch Dechant des Dekanates Saarbrücken war. Sowohl in Heusweiler als in Dudweiler erbaute der sehr rege Mann die Pfarrkirchen. In Quierschied wurde er 1863, laut Chronik der Pfarrei,  mit einem Festmahl und Böllern verabschiedet. An dem Festmahl nahm auch sein Nachfolger als Pfarrvikar in Quierschied, Nikolaus Perrot, teil, der unter großen Schwierigkeiten die Kirche Maria Himmelfahrt erbaute. Er leistete auf dem Zeugnis seine Unterschrift als Schulvorstand.  Schließlich hat auch der für Quierschied zuständige, langjährige Heusweiler Bürgermeister Franz Bölsch schwungvoll unterschrieben.




Montag, 20. Januar 2014

Militärmusik und Jazz

Am 22.12.1914 wünschte der Quierschieder Nikolaus ("Nickel") Floch seinem Schwager,  dem Schreinermeister Franz Hewer,  und dessen Familie mit einer Feldpostkarte fröhliche Weihnachten. Er sei immer noch gesund und munter, was er auch von den Empfängern  hoffe. Die Karte zeigt seine Einheit, eine Militärkapelle (2. Comp. des  Ersatzbataillons) des 10. Lothringischen Infanterieregiments 174, samt den Instrumenten. Er selbst steht in der oberen Reihe (3. v. links). Das Regiment war zu dieser Zeit noch im damals deutschen Forbach stationiert. Im Hintergrund ist eines der vielen Kasernengebäude der Garnison zu sehen. Das Foto machte das Forbacher Atelier Fritz Fernsner. Heute sind auf dem ehemaligen Kasernengelände, auf dem sich im Zweiten Weltkrieg ein Lazarett und ein Kriegsgefangenenlager befanden, nur noch wenige der von den Deutschen erstellten Gebäude erhalten.



Den Ersten Weltkrieg hat Nikolaus Floch gut überstand, Sein Sohn Arthur trat sein musikalisches Erbe an und dirigierte gleichermaßen zackige Jazzbands mit denen er u. a. in der Lausitz (mit der Kapelle des Aluminium-Lautawerks)  und nach dem Zweiten Weltkrieg und seiner Gefangenschaft  annähernd zwanzig Jahre lang in Bayern  (in Töging am Inn mit der dortigen Werkskapelle, in der zuvor auch der berühmt gewordene Ambros Seelos musizierte),  Erfolge feierte.
Arthur Floch ist in der Mitte der ersten Reihe als Bandleader zu sehen. Auffallend ist, dass  die Aufstellungen beider Bilder sich sehr ähneln, vorne die Instrumente und dahinter die Akteure in zwei Reihen. Schnurrbärte waren allerdings vollends aus der Mode gekommen

Auf einem weiteren Bild, das von dem Atelier Heinert in Senftenberg in der Lausitz aufgenommen wurde, hat der Kapellmeister Floch zwei Damen angeheuert, die offenbar mit einem orientalischen Schleiertanz das Publikum zu erfreuen versuchten. Seine lustige und lebensfrohe Art hat Arthur Floch auch bei seinen Besuchen in der Heimat Quierschied stets präsentiert. Der Töginger Heimatforscher Hans Niedermeier liefert für das Naturell des Bandleaders in seinem Buch "Menschen und Aluminium" eine schöne Illustration: "Rückwärts auf einer Sackkarre stehend, von einem stabilen Mann gezogen, dirigierte der Maestro mit viel Gestik und Mimik die hinterdrein musizierenden Gaudiburschen kreuz und quer durch das große Areal der Kantine".

Bildnachweis: Quenburga Schäfer





Montag, 13. Januar 2014

Mitten im Krieg

Mitten im Krieg, der Einfall in die Sowjetunion war in seiner Anfangsphase, scheint es Kindern in Quierschied noch möglich gewesen zu sein, sich auf der Sommerwiese zu vergnügen. Das Bild wurde im August 1941 hinter den Häusern des oberen Mühlenbergs aufgenommen. Links sieht man das Ateliergebäude des Fotohauses Kaspar (v.l. hinten: Hedi Lander, Christel Keßler, Hilde Lander und vorne v.l. Bernd Keßler und Klaus Lander).


Sonntag, 12. Januar 2014

Auf zur Erkershöhe

Ein sehr beliebtes Ausflugsziel der Quierschieder war die Erkershöhe bei Bildstock, konnte man doch die ganze Wegstrecke dahin durch den damals noch vom Straßenlärm verschonten Wald zurücklegen und am Ziel die Gastronomie genießen. Die Erkershöhe ging aus einem sog. Torhaus hervor, einem Teil der Jagdeinfriedungen ("Wildbahn") aus der fürstlichen Zeit. Während der Blütezeit des Saarbergbaus fanden dort auch alle zwei Jahre die berühmten Bergfeste statt. Sonntags, am 12. Juli 1931,  wanderte der damalige Quierschieder und spätere Völklinger Bürgermeister Josef Sieberin mit seiner Familie und Freunden zur Erkershöhe, wo sich die gesamte Gesellschaft ablichten ließ (hintere Reihe v.l. Josef Sieberin, Emilie Schneider, Franz Hewer, Adelheid Hewer, Christine Sieberin, Maria Masson, August Masson, Bertha Hewer mit einjähriger Tochter Ruth; im Vordergrund die vier Kinder der Familie Sieberin).

Mittwoch, 8. Januar 2014

Quierschied 950 Jahre

Es gehört zur Festkultur, dass sich ein Teil der Bevölkerung dem anderen in Umzügen präsentiert. Im Jahr 1949 bot sich dazu in Quierschied eine besondere Gelegenheit, denn der Ort feierte sein 950jähriges Bestehen. Am Korso beteiligten sich auch die Gewerbetreibenden, hier der Wagen des alteingesessenen Fotohauses Kaspar, das in der Mühlenbergstraße sein Atelier besaß. Kinder aus der Nachbarschaft stellten auf dem Wagen die verschiedenen Hochzeitsjubiläen dar, für deren Ablichtung geworben wurde.